Es war ein Spiel von geradezu epischen Ausmaßen. Das niemanden unberührt ließ. Es hatte in seiner Dramatik und Klasse ohne weiteres die Dimension eines großen Fights zwischen überragenden Einzelkönnern, die aber auch als Team funktionieren und überzeugen. Schnelligkeit, Rasanz und technische Raffinesse waren über 120 Minuten atemberaubend. Selbst die viel beschworenen „neutralen Beobachter“, denen es eigentlich egal ist, wer von diesen Vereins-Monstern das bessere Ende für sich hat, riss es von den Sitzen.
Ob zu solchen Fußball-Ereignissen zwingend Schiri- Fehlentscheidungen gehören müssen, ist schwer zu klären. Auch sechs eingesetzte Referees sind bei dieser Geschwindigkeit in manchen Zehntelsekunden überfordert. Am Ende sind es Kleinigkeiten, die auf solchem Niveau die Begegnungen entscheiden.
Normal kann nach so einer Leistung auch der Verlierer erhobenen Hauptes und würdig vom Platz gehen. Wenn man denn kein Bayer ist. Die Art und Weise, wie später aus dem Münchener Lager aus allen Rohren gegen die Schiedsrichter geschossen wurde, war stillos und in ganz erbärmlicher Weise peinlich. Als wenn ausgerechnet die Bayern im Laufe der Jahre nicht immer wieder durch falsche Schiedsrichter-Entscheidungen zu ihren Gunsten die Ohnmachtsgefühle ihrer Gegner verstärkt hätten.
Ja, Ronaldo stand beim 2:2 im Abseits. Wohl auch seine Fußspitze beim 3:2. Und ausgerechnet die Szene, in der die Furie namens Vidal vom Platz flog, war ausnahmsweise kein Foul des Chilenen. Niemand hätte sich aber beschweren können, wenn er zu diesem Zeitpunkt und nach der ersten Gelben Karte bereits in der sechsten Minute längst im Kabinentrakt verschwunden gewesen wäre.
Und: Neun von zehn Schiedsrichtern hätten allein schon deshalb nicht den Elfer für Bayern gegeben, weil Arjen Robben in die Szene verwickelt war. Dass Lewandowski beim 2:1 der Bayern im passiven Abseits stand, interessierte im allgemeinen Wutgeschrei auch niemanden. Alles, was danach geschah, wäre ohne diese Fehlentscheidung der chinesische Sack Reis gewesen.
Bayern hat ein wunderbares Spiel gemacht. Vermutlich war es der letzte große Auftritt einer so schnell nicht wiederkehrenden Generation. Aber Bayern München wäre nicht dieser dermaßen polarisierende Verein, wenn er nicht in dieser sportlich eigentlich großen Stunde durch diese grässliche Mentalität des schlechten Verlierers Sympathien außerhalb des eigenen Lagers nicht entstehen lassen will. Sie bleiben auf ewig die spießig-angeberischen armen, reichen Bayern, die sich Erfolge und Freunde kaufen müssen.